Klima retten mit Unterhaltungsfaktor: Wo CO 2-Wein, Apfelmost, Energiespartipps und eine mögliche PV-Anlage auf dem Dach des Bauhofs zusammenkommen.
Die Apfelpresse am Eingang signalisierte schon: Hier geht es um Regionales, Naturnähe, anpacken, selber machen und dabei Spaß haben. Unter dem Motto „Markt der Möglichkeiten“ lud das Klimaforum Schallstadt zum Klimafest ein – das zweite Mal nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr. Wir waren in der Alemannenschule in Mengen zu Gast. Die große Halle, der zentrale „Marktplatz“, brummte stundenlang vor Stimmengewirr, war erfüllt von Kinderlachen. An den Aktions- und Informationsständen bastelte man zum Beispiel Insektenhotels, wurden ganz aktuell Heizungstipps weitergegeben oder ein zukunftsweisendes Experiment aus Munzingen eine Photovoltaik-Anlage über Reben vorgestellt; Kinder setzten begeistert per Fahrradkraft eine Spielzeugeisenbahn in Bewegung, balancierten auf der Slackline oder stellten unter Anleitung von Anne Rausch Ketchup selbst her. Jessica Joos vom Obsthof Sehringer versorgte die Gäste mit Getränken und Gaumenfreuden.
Parallel wurde in der kleinen Halle mit ca. 50 Teilnehmenden diskutiert, was Schallstadt für den Klimaschutz schon tut und zukünftig tun kann. Großen Anklang fand der Eröffnungsvortrag von Diana Sträuber, die in der Gemeindeverwaltung Denzlingen die Funktion einer Klimaschutzmanagerin einnimmt und aus ihrer Praxis berichtete. Ihr Fazit: Die Gemeindeverwaltungen haben oftmals für das komplexe Thema Klima wenig Zeit. Gibt es solch eine Stelle, können wichtige Themen aus dem Rathaus heraus schneller vorangebracht werden. Denzlingen bietet den Bürger:innen zudem einen Strauß an Fördermöglichkeiten an, die auch verstärkt nachgefragt werden.
Ganz konkret und bewegt ging es dann in der Podiumsdiskussion zu: Teilnehmer waren Bernd Trautwein, Landwirt und Ortsvorsitzender des BLHV, Dr. Carola Holweg, Forstwissenschaftlerin und Initiatorin von Nachhaltigkeitsprojekten, und Sebastian Kiss, Bürgermeister von Schallstadt. Das dichtgedrängte Publikum beteiligte sich äußerst lebhaft an der von den Sprechern des Klimaforums moderierten Fragerunde. Bernd Trautwein erläuterte, dass Landwirte gerne bereit sind, zusätzliche Leistungen zu erbringen, wie zum Beispiel Humusaufbau, wenn diese dann auch von der Gesellschaft honoriert werden. Beispielhaft nannte er den Wolfenweiler Klimaschutzwein, von dessen Verkaufserlös 1 Euro in Biodiversitätsmaßnahmen in den Reben fließt. Bisher wird dieser leider wenig vermarktet. Bürgermeister Kiss verwies neben gelungenen realisierten Leuchtturmprojekten wie der kalten Nahwärme-Versorgung von Rathaus und Weihermatten auch auf Projekte, die noch angeschoben werden könnten, wie eine PV-Anlage auf dem Dach des Bauhofs. Aus der Zuhörerschaft war deutlich der Wunsch zu vernehmen, dass dieses Projekt, ähnlich wie die Einrichtung eines Klimaschutzmanagements, in der Gemeinde schnellstmöglich umgesetzt werden sollte. Klimaschutz muss in den Gemeinden dringendst angegangen werden. Carola Holweg ist in Schallstadt durch die Pflanzaktion der Rosen am Batzenberg bekannt geworden. Sie verwies auf die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit von Bürgerschaft, Ehrenamt und Verwaltung. Ehrenamt braucht aber auch die Unterstützung durch Hauptamt, um Herausforderung kraftvoll angehen zu können. Was ist machbar, was visionär? Klar wurde, es braucht alle Bürger:innen, ob in der Verwaltung, ob in der Landwirtschaft, ob im Ehrenamt, um den Klimawandel auszubremsen. Aber, das haben wohl alle Mitwirkende und Gäste an diesem Nachmittag erlebt: Engagement in Sachen Klima macht auch Spaß.
Wer bei uns mitmachen oder uns einfach etwas mitteilen möchte, schreibt eine E-Mail unter kontakt@klimaforum-schallstadt.de Gerne würde wir erfahren, wie Sie das Klimafest wahrgenommen haben. Anregungen nehmen wir gerne auf für´s nächste Fest.
Das Klimaforum bedankt sich ausdrücklich beim Bürgerforum Mengen, das uns momentan in seinem Verein beheimatet und uns finanziell und organisatorisch unterstüzt.
Infos der Stände/ Links
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