Faktencheck: Energieproduktion

In den Medien tauchen immer wieder Stimmen auf, die die Nutzung von Wind- und Solarenergie als effiziente, sichere und wirtschaftlich rentable Formen der Energieproduktion in Frage stellen und eine Renaissance von Atomkraft und fossil gefeuerten Kraftwerken als einzige Möglichkeit einer kostengünstigen Energieversorgung für den Wirtschaftsstandort Deutschland fordern. Das Klimaforum Schallstadt möchte diesen Aussagen sachliche Argumente entgegenstellen.

Was sind eigentlich die Kriterien, um die Energieproduktion verschiedener Erzeuger miteinander vergleichbar zu machen?  Monetäre Kriterien wie die Stromgestehungskosten werden üblicherweise zum Vergleich herangezogen. Sie geben an, wie viel es kostet, eine Kilowattstunde Strom zu erzeugen. Sie umfassen Bau- und Betriebskosten, welche u.a. die Brennstoffkosten enthalten. Zu beachten ist hierbei, dass viele direkte und indirekte Folgekosten der konventionellen Energieversorgung bei dieser Berechnung nicht abgedeckt sind. Die Langzeitfolgen des Klimawandels durch CO2 Emissionen sind nicht bezifferbar, eine Lösung zur Endlagerung von Kernbrennstäben ist auch nach 65 Jahren Kernenergienutzung in Deutschland noch lange nicht in Sicht, weshalb sehr teure Zwischenlager genutzt werden, Kosten im Fall eines Reaktorunfalls sind so exorbitant, dass sie nicht versicherbar sind und die sog. Ewigkeitskosten aus Braun- und Steinkohlebergbau werden noch viele Generationen nach uns zu tragen haben.

Wie teuer sich ein Neubau von Atomkraftwerken gestaltet, sieht man nach der Inbetriebnahme des neuesten französischen Atomkraftwerks Flamanville. Es ging erst mit einer 12-jährigen Verzögerung ans Netz. Der französische Bundesrechnungshof zeigte kürzlich das finanzielle Desaster auf: die Baukosten sind um einen Faktor 7 von ursprünglich 3,3 auf 23,7 Milliarden € gestiegen und die Stromgestehungskosten bei einer Rendite von 4% und einer Laufzeit von 60 Jahren werden bei 12 bis 14 Cent/kWh liegen und damit 4-mal so hoch sein wie die aktuellen Industriestrompreise in Frankreich.

Ein Vergleich von Atomkraft und erneuerbaren Energien zeigt aber auch schon ohne die Berücksichtigung der verdeckten Kosten klare Unterschiede.

Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft haben in den letzten Jahren einen deutlichen Ausbau erfahren und im Jahr 2024 55% des deutschen Bruttostrombedarfs gedeckt. Der starke Kostenrückgang bei PV-Modulen zur solaren Stromerzeugung ermöglicht heute in Deutschland Erzeugungskosten von 3–6 Cent/kWh. Onshore-Windkraftwerke produzieren Strom für 4–8 Cent/kWh.

Der Energiebedarf für die Herstellung und die mit dem Bau verbundenen CO₂-Emissionen bei Windrädern sind nach 6 bis 12 Monaten amortisiert. Speichertechnologien sind auf dem Vormarsch und verzeichnen ebenfalls einen starken Kostenrückgang, wodurch mittelfristig in Verbindung mit intelligenten Energiemanagementkonzepten ein sehr großer Teil unserer Energie umweltfreundlich, kostengünstig, ohne versteckte Langzeitkosten und risikofrei in Deutschland bereitgestellt werden kann, während die konventionellen Energieerzeuger immer auf Importe ihrer Energieträger Kohle, Gas, Öl und Uran angewiesen sein werden.    

Folgende Quellen haben wir genutzt, zum Nachlesen und Weiterinformieren:

Studie des Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme zu Stromgestehungskosten (2018): https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2018/studie-zu-stromgestehungskosten-photovoltaik-und-onshore-wind-sind-guenstigste-technologien-in-deutschland.html

Artikel von Wegatech, “Stromgestehungskosten – Wie viel kosten Solar-, Wind- und Kohlestrom wirklich?” https://www.wegatech.de/ratgeber/stromgestehungskosten/#die-stromgestehungskosten-verschiedener-energietrager 

Studie des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zu Kosten und Subventionen von Kernenergie: https://www.bundestag.de/resource/blob/877586/4e4dce913c3d883a81adcf2697313c7d/WD-5-090-21-pdf-data.pdf

Artikel von Naturschutz-Energiewende, “Wie lange braucht es, bis sich Windkraftanlagen energetisch amortisiert haben”: https://www.naturschutz-energiewende.de/fragenundantworten/148-energetische-amortisation-windenergieanlagen/

BDEW, “Erneuerbare Energien erreichen neuen Höchstwert: Gut 55 Prozent des Stromverbrauchs in 2024 gedeckt”: https://www.bdew.de/presse/presseinformationen/erneuerbare-energien-erreichen-neuen-hoechstwert-gut-55-prozent-des-stromverbrauchs-in-2024-gedeckt/?utm_source=chatgpt.com

Artikel des int. Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) zu Baukosten von Flamanville: https://www.iwr.de/ticker/bauzeit-17-jahre-kosten-23-7-milliarden-euro-franzoesischer-rechnungshof-kritisiert-schlechte-rentabilitaet-des-atomkraftwerks-flamanville-artikel7200

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